Spielsucht

Geldvernichtung – Spielsucht unter Vietnamesen

Die wenigsten Menschen würden vermuten, dass ihr Freund, ihre Freundin, der Schwager, die Bekannte oder vielleicht auch jemand unter den Arbeitskollegen von einer Sucht betroffen ist. Nur selten wird offen über dieses Thema gesprochen. Genau diese unaufgeschlossene Verhaltensweise wird in Vietnam vielen Menschen, vor allem den älteren, zum Verhängnis.

Erfolg durch die Sucht

In Vietnam ist es kulturell verankert, dass ein erfolgreicher Mann gutes Kapital besitzt und diese Tatsache auch nicht für sich behält. Anders ist es im Falle eines wirtschaftlich weniger erfolgreichen Mannes, da es für diesen ein Tabu ist, mit anderen über seine Situation zu sprechen. Gleiches gilt für Personen, die unter ihren Spielschulden leiden und sich nicht von alleine Hilfe suchen möchten. Für viele ist die Flucht an den Automaten der einzige Halt in ihrem Leben. Davon sind besonders geschiedene und allein lebende Personen betroffen.

Bustouren zum Casino

Clemens Hasse von der Spielbank Berlin hat bemerkt, dass auffallend viele vietnamesische Spieler bereits gefährdet sind. Aus Fernost kommen regelmäßig Gruppen nach Deutschland, die sich hier zum Spielen im Casino getroffen haben. Selbst Gruppenfahrten ins Ausland, wie zum Beispiel nach Polen, werden von diversen Personen organisiert und durchgeführt. Dabei haben die meisten lediglich ihren eigenen Profit im Auge und lassen die damit zusammenhängenden Gefahren außer acht.

Direkte Hilfe

Durch einen Studentenverein namens Siwi erhofften sich Experten eine direkte Hilfe für die Suchtgefährdeten, da dieser Verein aus integrierten Vietnamesen besteht, die in Deutschland ihr Studium absolvieren und in der Lage sind, die Risiken der Sucht zu erkennen. Von ihnen erhofft man sich, dass sie als Kind einen Zugriff zu den Erwachsenen erhalten und sie so von den Gefahren, die die Sucht zur Folge hat, überzeugen können. Leider sieht die Hierarchie der Vietnamesen vor, dass sich gerade Erwachsene von Kindern nicht viel sagen lassen und daher nicht von ihrer Sucht abkommen.

Indirekte Hilfe

Ein besseres Ergebnis erhoffen sich viele von einer indirekten Hilfe, beispielsweise durch das Streatworkerprogramm Gangway, welche durch die Hilfe von Aufklärungsvideos die Süchtigen erreichen und umstimmen möchte.

Fazit

Das Problem der Geldvernichtung unter den Vietnamesen ist nicht zu unterschätzen und weist ebenfalls Schwachstellen der Gesetzgebung auf. So ist ein weiterer Grund für die mangelnde Behandlung Spielsüchtiger die Tatsache, dass Glücksautomaten, wie sie in zahlreichen Bars und Restaurants stehen, nicht unter das Glücksspielgesetz fallen und daher der Besitzer nicht zur Suchtprävention verpflichtet ist. Das Problem der Vietnamesen ist also nur in den Griff zu bekommen, wenn Betroffene bereit sind, sich von alleine helfen zu lassen und auf ihren Stolz verzichten. Sie sollten dabei nicht vergessen, dass es wichtigere Dinge gibt, wie zum Beispiel ihre Familie.
(2014)