Handel und Wandel

Karatschi – Handelsmetropole Pakistans

Karatschi ist mit rund 13 Millionen Einwohnern die größte Stadt Pakistans. Karatschi liegt unmittelbar am arabischen Meer an der Mündung des Indus.

Das Gebiet rund um das heutige Karatschi wurde bereits zu Zeiten Alexanders des Großen (356 v. Chr. – 323 v. Chr.) besiedelt. Es bestand zu dieser Zeit aus einem lockeren Zusammenschluss einiger Dörfer. Erst im Jahre 1729 wurde das Gebiet aufgrund des aufblühenden Handels mit Maskat und Bahrain zunehmend wichtig und erhielt den Status einer Handelsniederlassung. Der Hafen wurde stetig ausgebaut, auch erhielt Karatschi eine Festung.

Im Jahre 1775 wurde Karatschi an den Talpu-Herrscher von Sindh übertragen und ist seitdem Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Im Jahre 1839 gelang es dem Britischen Empire, Karatschi zu erobern. Die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt machte sie zu einem begehrten Ziel und führte schließlich dazu, dass Karatschi sich fortan dem britischen Empire unterordnen musste.

Die Einheimischen versuchten fortan, ihre Kolonialherren abzuschütteln. Das gelang ihnen jedoch nicht: Trotz einer gut organisierten 21. Infanteriedivision unter der Führung Kaiser Bahadur Schah Zafar konnte Karatschi sich nicht befreien – die Briten gewannen den Unabhängigkeitskrieg von 1857 und erlangten binnen kürzester Zeit die Herrschaft über Karatschi zurück. Die Ära kolonialer Unterdrückung und ausländischer Herrschaft wurde erst im Jahre 1947 beendet. 

Obwohl die Cholera in den Jahren 1866, 1868 und 1870 in Karatschi stark wütete, konnte die Stadt beständig wachsen. Im Jahre 1876 – dem Geburtsjahr des Gründers Pakistans, Mohammad Ali Jinnah, – verfügte Karatschi neben einem prächtigen Hafen über ein gutes Verkehrsnetz, über Kirchen und Gerichte.

Das Stadtbild war stark britisch geprägt, viele Gebäude wurden im britischen Stil erbaut und sind bis heute erhalten. Auch in den folgenden Jahren konnte Karatschi an wirtschaftlicher Bedeutung weiter zulegen. Begünstigt durch den Weizenanbau in den nördlichen Provinzen rund um das Stadtgebiet wuchs die Bedeutung Karatschis als Handelszentrum weiter an. 1899 galt Karatschi gar als größter weizenexportierender Hafen und hatte damit seinen Konkurrenten Bombay abgelöst. Ab den 1880er Jahren bestand eine Eisenbahnverbindung zu allen bedeutenden Zentren Britisch-Indiens.

Pakistan

Im August 1947 wurde der Staat Pakistan gegründet und damit die Kolonialzeit beendet. Karatschi fungierte als Hauptstadt des neuen Staates. Diesen Status verlor sie allerdings im Jahre 1959 wieder. 1965 und 1971 wurde Karatschi im Rahmen des Zweiten bzw. Dritten Indisch-Pakistanischen Krieges Ziel von Bombenangriffen, bei denen zahlreiche Zivilisten ums Leben kamen.

Auch in der Folge ist Karatschi immer wieder Ziel von Bombenanschlägen – so auch auf einen Gottesdienst am 11. April 2006, bei dem 57 Menschen starben.

Karatschi ist eine Industriestadt – Hauptzweig ist die Eisengewinnung und die Weiterverarbeitung von Getreide. Aber auch Zementwerke, Schiffbau, Textilien und Maschinenbau verhelfen Karatschi zu seiner wirtschaftlichen Bedeutung. Es verwundert nicht, dass Karatschi die reichste Stadt Pakistans ist. Hier werden rund 60% der Steuereinnahmen des Landes Pakistan erwirtschaftet. Das Pro-Kopf-Einkommen liegt um ein Vielfaches höher als im Rest des Landes. Außerdem ist Karatschi nach wie vor ein Zentrum des Seehandels. Des Weiteren befinden sich in Karatschi ein Atomkraftwerk, die Börse des Landes sowie zahlreiche Banken.

Viele Zweige der Dienstleistungsindustrie haben ebenfalls in Karatschi ihre zentralen Sitze. So befinden sich die größten Fernsehstationen ebenso wie der Zentralsitz der Fluggesellschaft Pakistan International Airlines (PIA) in Karatschi. Karatschi verfügt außerdem über Pakistans bedeutsamsten Flughafen. Der Flughafen Karachi/Jinnah International Airport – wie er zu Ehren des Gründers von Pakistan heißt – verfügt über zwei Start- und Landebahnen und gilt als Drehkreuz für die PIA und weiterer kleinerer Fluggesellschaften. Am Karachi/Jinnah International Airport werden jährlich etwa 6 Millionen Passagiere abgefertigt. Direkte Verbindungen gibt es zu allen Metropolen der arabischen Welt – etwa nach Dubai, Teheran oder Bagdad. Aber auch weiter entfernte Ziele wie etwa Peking oder Hongkong sind von Karatschi im Direktflug erreichbar. Der Karachi/Jinnah International Airport wurde 1929 erbaut und liegt etwa 10 km vom Stadtzentrum Karatschis entfernt.