Wissenswertes

Astronomie in China

Die Geschichte der Astronomie in China geht weit in der Vergangenheit zurück. Die Astronomie ist neben der Mathematik und Medizin eine der wichtigsten Naturwissenschaften. In China gilt die Harmonie zwischen Himmel, Erde und Mensch als ein wesentliches Element der Philosophie und Tradition. Die Vorgänge des Himmels wurden daher schon sehr früh beobachtet, interpretiert und auch unter dem Gesichtspunkt der Harmonie eingeordnet.

Schon in der Shang Dynastie im 2. Jahrhundert wurden Knochen gefunden, die als Orakel dienten, Sternwarten errichtet und bereits Kalender gebraucht, mit denen die Zyklen von Sonne und Mond genauer bestimmt werden konnten. Diese Kalender wurden auch für die Vorhersagen von Aufstieg und Fall einer Dynastie verwendet. So gab es in den verschiedenen Dynastien ganz bestimmte und angesehene Astronomen, die beobachten sollten, was am Himmel geschieht und in welcher Hinsicht diese Bewegungen Einfluss auf das Leben und den Menschen auf der Erde hatten. Daher ist es dann auch nicht verwunderlich, dass bereits im 6. Jahrhundert von den Chinesen astronomische Beobachtungen gemacht wurden, während das Teleskop erst im 16. Jahrhundert erfunden wurde. Natürlich haben die Fortschritte im Abendland auch die Praxis in China verändert, dennoch gelten die altchinesischen Register bis in die heutige Zeit als relativ vollständig und zuverlässig.

Die früheste chinesische Entwicklung im Bereich der Armillarsphäre wurde durch die Astronomen Shi Shen und Gan De im 4. Jahrhundert geprägt. Mit noch eher primitiven Gerätschaften konnten sie bereits den polaren Nordabstand bemessen und die genaue Position angeben.

Eine Armillarsphäre ist ein sehr altes astronomisches Gerät und stellt Bewegungen von Himmelskörpern dar. Sie bildet in ihrer Mechanik eine Kugel und besteht aus mehreren verschachtelten, sich gegeneinander drehenden Mitallringen, die zusammen in einem Gestell montiert sind. Ein ähnlich astronomisches Winkelmessinstrument dazu ist die Armille, mit der Himmelskoordinate bestimmt und umgewandelt, Ort und Zeit gemessen werden können.


 Im alten China ging man davon aus, dass der Himmel rund wie ein Ei wäre, die Erde darin wie ein Eidotter läge. Auch glaubten die Chinesen, dass ein Himmelsgott die Erde beobachtete und seine Unzufriedenheit mit den Menschen durch die Sterne und ihre Bewegungen und Abweichungen verkündete. So versuchte man eventuelle Fehler durch ein frühzeitiges Erkennen der Bewegungen am Himmel zu korrigieren und erbaute aus diesem Grund verschiedene Observatorien. Eines der bekanntesten ist das Observatorium von Beijing. Dort wurde mehr als 500 Jahre lang ununterbrochen der Verlauf der Sterne aufgezeichnet und bis heute aufbewahrt.

Die damalige Struktur der Armillarsphäre war noch sehr einfach gehalten, bestand aus drei Ringen und einem Metall-Achse. In der Mitte des Ringes war ein Rohr angebracht, das sich drehen ließ. Dieses wurde auf bestimmte Sterne ausgerichtet. Durch die Bestimmung von Nord- und Südpol, die als Einschnitte in der Metall-Achse gekennzeichnet waren, ließ sich die Position der Sterne lokalisieren. Später wurden der Armillarsphäre weitere Ringe hinzugefügt, so dass der gesamte Himmel mit Sonne, Planeten und Mond einfacher zu überschauen war.

Einer der wichtigen Astronomen Chinas war Guo Shoujing. Er war auch Wasserbauingenieur und Mathematiker, damit Verfasser von zwei mathematischen Schriften, lebte 1231 bis 1316 während der Yuan-Dynastie. Er entwickelte u. a. den „Wan nien li“-Kalender und konnte die präzise Dauer eines Jahres bestimmen. Unter dem damaligen Khan waren Wissenschaftler hoch angesehen, Guo Shoujing errichtete ganze 27 Sternwarten und konnte von da an bessere Daten über den Sonnenverlauf festhalten. Seine persischen Kenntnisse halfen ihm dabei, einen neuen Kalender, den sogenannten „Shou shih li-Kalender“, zu erschaffen, der in der Jahreslänge seiner Tage dem Gregorianischen Kalender entsprach, allerdings ganze 302 Jahre früher. Guo Shoujing konstruierte auch einige neue, astronomische Instrumente, darunter seine „Abridges Armilla“, die einige astronomische Probleme der damaligen Zeit löste. Die Gerätschaft, auch „Jian Yi“ – einfaches Instrument – genannt, ist simpler in der Struktur gebaut und einfacher zu handhaben als eine Armillarsphäre. Mit seinem Instrument konnte der gesamte Himmel überblickt werden, mit Ausnahme des Nordsterns. Es bestand aus zwei senkrecht zueinander stehenden, großen Ringen, von denen der eine parallel zur Äquatorebene verlief, der andere ein Doppelring war, der senkrecht zur Mitte des Äquators stand und um eine Metall-Achse rotierte. Auch hier wurde das Rohr auf einen zu bestimmenden Stern ausgerichtet, mittels einem Einstellrad auf der Äquatorebene eingestellt und das Ermittelte am Doppelring abgelesen.

In diesem Sinne haben die alten Chinesen die Astronomie in wesentlichen Teilen mitgeprägt und erweitert.