China – Land und Leute

Hankou – mehr als nur ein Stadtteil Wuhans –
武汉市

Mitten in China, in der zentralchinesischen Provinz Hubei, jedoch weit genug im Süden, um der heiß-feuchten subtropischen Klimazone zugerechnet zu werden, liegt die Millionenstadt Wuhan. Hier leben über vier Millionen Menschen, in der gesamten Metropolregion Wuhan leben sogar doppelt soviele Einwohner.

Wuhan ist nicht nur Hauptstadt und ökonomisches Zentrum der Provinz Hubei, sondern gilt wegen seiner zentralen Lage auch als einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Chinas. Die Stadt wurde jedoch erst 1953 gegründet. Wie kann das sein? Eine so große und bedeutsame Metropole können nicht einmal die Chinesen, die für rasante (nicht nur) städtebauliche Entwicklungen bekannt sind, innerhalb von knapp 60 Jahren aus dem Boden stampfen. Oder etwa doch?

Nicht undenkbar, doch in der Stadtgeschichte Wuhans steht etwas anderes geschrieben: 1953 wurden die drei Städte Wuchang, Hankou (auch Hankow) und Hanyang, welche durch die beiden Flüsse Yangzi und Hanjiang voneinander getrennt waren, unter dem Namen Wuhan zu einer Stadt zusammengefasst und durch Brücken verbunden.

Markante Punkte in der Stadt

Am Yangzi, dessen Breite an dieser Stelle über einen Kilometer beträgt, ragt auch die berühmteste Sehenswürdigkeit der Stadt über fünfzig Meter in die Höhe: Die Pagode des Gelben Kranichs mit ihren fünf Stockwerken wurde auf einem Hügel erbaut und ist daher weithin zu sehen. Ursprünglich wurde der Huanghe-Turm, wie das Gebäude genannt wird, bereits im Jahre 223 errichtet, musste seitdem allerdings mehrmals neu aufgebaut werden. Cui Hao, ein berühmter Dichter der Tang Dynastie, rühmte die Pagode bereits vor fast 1300 Jahren.

Eine weitere Sehenswürdigkeit Wuhans ist der Wuhan Changchun Tempel (dt. Tempel des ewigen Frühlings), der zu den wichtigsten daoistsichen Tempeln Chinas zählt. Außerdem befindet sich in Hubeis Provinzhauptstadt Wuhan selbstverständlich auch das Provinzmuseum, dessen größte Attraktion ein historisches Glockenspiel aus Bronze ist, das man als Grabbeigabe im Grab des vor 2400 Jahren verstorbenen Grafen Yi von Zheng fand.

Schon früh bereisten Ausländer diese geschichtsträchtige Stadt: Alte Tagebücher erzählen beispielsweise vom Tiffin essen zur Mittagszeit in Hankou um 1900, Jahrzehnte vor dem Zusammenschluss der Stadt mit Wuchang und Hanyang. Zu dieser Zeit hatte Hankou bereits seit ca. zweihundert Jahren den Ruf, eine der wichtigsten Handelsstädte Chinas zu sein.

Bedeutender Hafen in Wuhan

Kein Wunder angesichts der günstigen Standortbedingungen: Nicht nur, dass Wuhan zentral in der Landesmitte liegt, wirtschaftlich günstig ist auch die Tatsache, dass der Hafen Wuhans für große Seeschiffe erreichbar ist. Er konnte somit zum größten Binnenhafen Chinas heranwachsen. Allerdings müssen die Chinesen anerkennen, dass der Binnenhafen ihrer deutschen Partnerstadt Duisburg sogar der größte der Welt ist. Dies nimmt dem Hafen Wuhans im heutigen Stadteil Hanyang jedoch keineswegs seine Bedeutsamkeit. Bereits in der Han-Dynastie, vor ca. 2000 Jahren, wurde den Chinesen die steigende Bedeutung des Hafens von Hanyang bewusst. Gegen Ende dieser Dynastie wurden Stadtmauern um zwei der drei heutigen Stadtbezirke Wuhans errichtet. So sollten Wuchang und Hanyang geschützt werden. Damals ahnte allerdings noch niemand, dass viele hundert Jahre später auch Menschen aus dem Westen das ökonomische Potential der Stadt erkennen würden: Bis in die 1930er Jahre hinein befanden sich in Hankou europäische Handelsstützpunkte, darunter unter anderem auch deutsche. Heutzutage liegt der ökonomische Schwerpunkt Wuhans auf der Eisen- und Stahlindustrie.

Politischer Umbruch

Doch nicht nur unter wirtschaftlichen, sondern auch unter politischen Gesichtspunkten ist Wuhan bedeutsam. Hier, in der damals noch eigenständigen Stadt Wuchang, nahm 1911 die Revolution ihren Anfang, welche die Qing, die letzte chinesische Dynastie, stürzte und so ein für alle Mal die Kaiserzeit beenden sollte. Sun Yatsen, der Gründer der Guomindang, wurde zum ersten Präsidenten Chinas ernannt. Doch nach dem Tod des Armeechefs Yuan Shikai, dem er die Führung überlassen hatte, fielen Wuchang und Hankou an die sogenannte Chili-Fraktion der Nördlichen Militaristen. Eine Einheitsfront aus Guomindang und Kommunisten konnte diese Gebiete jedoch bereits drei Jahre später zurückerobern und verlegte ihre Gegenregierung hierher. Kurz darauf zersplitterte die Einheitsfront, unter den Guomindang-Kämpfern bildeten sich ein ein rechtes und ein linkes Lager. Während erstere in Nanjing eine Nationalregierung stellten, bildete das linke Lager der Guomindang gemeinsam mit den Kommunisten eine Revolutionsregierung in Wuhan.

Als die Japaner Chiang Kaishek 1937 aus Nanjing vertrieben, wurde Hankou für kurze Zeit dessen neuer Regierungssitz und Hauptstadt Chinas. Es verging jedoch nicht einmal ein Jahr bis die Japaner auch Hankou eroberten.

Die Geschichte Hankous und damit auch Wuhans, ist eine äußerst ereignisreiche und bewegte – einer von vielen Gründen, Wuhan zu entdecken.